7. SONNTAG in der Osterzeit

Jesus betet. Er spricht zu Gott mit Worten, die aus der Tiefe seines Herzens kommen.

Er betet für uns, für Sie, für mich. Er sagt: „Vater, ich habe ihnen gezeigt, wer du bist. Ich habe ihnen deine Botschaft weitergegeben.“ Das war seine Lebensaufgabe, der Grund, warum er gelebt hat: Durch ihn, Jesus, sollen wir erfahren, wie Gott zu uns steht und welche Bedeutung er für unser Leben hat.

Dieser Gott ist nicht ein ‚Irgendetwas-das-es-geben-muss‘, nicht irgendeine bedrohliche Macht oder Schicksal, sondern ein Du, zu dem wir eine persönliche Beziehung haben können und dürfen. Dieser Gott möchte, dass wir in Beziehung zu ihm leben. Er liebt uns. Das ist der Kern der Botschaft, die Jesus gebracht hat. So hat Gott sich selbst uns mitgeteilt, durch Jesus.

Dieser Gott ist also anders als all die Götter, an die Menschen in vielen Jahrhunderten geglaubt haben oder noch glauben. Diese Götter werden meistens als eine Bedrohung für die Menschen betrachtet. Götter, um deren Gunst man bitten, die man besänftigen muss. Der Gott von Jesus nimmt uns bedingungslos an, will uns seine Zuneigung zeigen. Jesus hat eine sehr revolutionäre Gottesvorstellung gebracht.

Und deswegen sagt Jesus zu Gott: „Dies alles wollte ich sagen, ... damit meine Freude an dir auch sie ganz erfüllt.“ So eine Botschaft lässt Freude aufkommen, Freude über Gott. Das ist dieselbe Freude, die Jesus in seinem Verhältnis zu Gott, seinem Vater, hat.

Gott hat uns also durch Jesus sein Wort gegeben! Er hat uns versprochen, dass er zu uns steht und uns nicht fallen lässt. Diese Zusage wirkt beruhigend, bewirkt in uns einen inneren Frieden, den nichts oder niemand in der Welt uns geben kann. Das ist eine rettende, befreiende Botschaft: Gott hat uns ins Herz geschlossen und er lebt in uns, wenn wir ihn „ins Herz schließen“. Der Glaube an diesen Gott macht Freude, gibt meinem Leben den wahren Sinn, das wahre Ziel. Durch Jesus weiß ich: Ich bin geliebt: angenommen, gewollt. Ich bin nicht allein, ich fühle mich geborgen. Eine tiefe Freude und Dankbarkeit entstehen in mir.

Deswegen gehören wir nicht zu dieser Welt. Mit „Welt“ ist hier eine Welt-ohne-Gott gemeint: Menschen, die Gott nicht brauchen, die glauben ohne Gott auszukommen, ihr Leben und alles was dazugehört, ausschließlich selbst bestimmen wollen, nur nach eigenen Vorstellungen.

Eine Welt, ein Leben ohne Gott? Die Geschichte hat gezeigt, wohin das führt: Kommunismus, Nationalsozialismus z.B. haben versucht, den Glauben an Gott auszumerzen und ein eigenes Reich, ein rein menschliches Paradies zu errichten. Aber Millionen Menschen wurden deswegen umgebracht. Jesus sagt: „Sie (die an dich, Gott, glauben) gehören ebenso wenig zur Welt wie ich — sie gehören dir.“

Deswegen werden Christen - Gottgläubige - oft als „weltfremd“ betrachtet, als Träumer und Fantasten, die man nicht wirklich ernst nehmen muss. Und Jesus betet zu Gott: „Dennoch bitte ich dich nicht, sie aus der Welt zu nehmen, aber schütze sie vor der Macht des Bösen.“ Wir sollen trotzdem mitten in dieser Welt, mitten im Leben stehen. In der Welt, aber nicht von dieser Welt sein, d.h. leben nach anderen Maßstäben. Also: An Gott glauben, ist keine „Weltflucht“! Im Gegenteil: Wir sollen uns in dieser und für diese Welt engagieren, damit sie menschlicher wird, so wie Gott sich unser Menschsein und unser Miteinander vorstellt.

„Wie du mich in die Welt gesandt hast, so sende ich sie in die Welt.“ Jesus schickt uns in diese Welt mit einem Auftrag. Mitten in dieser Welt und in diesem Leben sollen wir – in Wort und Tat – das vertreten und leben, was Jesus gewollt hat. Und das sollen wir in Verbundenheit mit Gott tun, denn allein können wir nichts. „Vater, ich bitte dich für sie: Erhalte sie in der Gemeinschaft mit dir, damit sie untereinander so eins werden, wie du und ich eins sind.“ Das können wir nur, wenn wir in Verbundenheit mit Gott und miteinander leben. Jesus betet für uns. Ein Gebet, das unter die Haut geht.

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